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21.09.2023 | Wirtschaftsförderung | Gastbeitrag | Online-Artikel

US-Subventionen – Chance oder Risiko für deutschen Mittelstand?

verfasst von: Yasin Maloglu

2:30 Min. Lesedauer

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Der Inflation Reduction Act nährt die Sorge vor der Abwanderung deutscher Unternehmen in die USA. Gerade Betriebe des Maschinen- und Anlagenbaus dürften allerdings profitieren – sofern sie sich vor Übernahmen wappnen.

Der Inflation Reduction Act in den USA sorgt seit Monaten für Aufsehen. Die Regierung von Joe Biden verteilt unbürokratisch und durchaus großzügig Subventionszahlungen an Unternehmen in Schlüsselindustrien. Ziel der Maßnahme ist, die amerikanische Industrie klima- und zukunftsfest zu machen. Über die Wucht des rund 433 Milliarden Dollar schweren Investitionspaket ist seitdem viel diskutiert worden.

Angst vor dem Exodus

Gerade in Deutschland ist die Skepsis gegenüber den Maßnahmen in den Staaten groß. Wirtschaftlich herrscht in der Bundesrepublik derzeit eher Frust statt Lust vor. Kritiker halten dem Standort überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten und mangelnde Leistungsbereitschaft bei Arbeitnehmern vor. Ein Zeugnis, welches durch die US-Subventionsgießkanne noch weiter getrübt werden könnte. Locken nicht gerade die Zusatzzahlungen hiesige Wettbewerber im Maschinen- und Anlagenbau, die ohnehin mit dem Standort fremdeln, nun ins Ausland?

Die Unkenrufe in diese Richtung wurden zuletzt lauter. Dabei teilt man gerade in den Vereinigten Staaten die hiesigen Standortbedenken nicht, Subventionszahlungen könnten über etwaigen Trennungsschmerz hinwegtrösten! Dennoch haben erste deutsche Unternehmen die Gunst der Stunde genutzt, um in den USA neue Standorte zu errichten. Doch droht nun tatsächlich ein Exodus europäischer Unternehmen? Brechen diese ihre Zelte ab, um angespornt vom Inflation Reduction Act in den USA ihr Glück zu machen?

Profitiert Deutschlands Mittelstand vom Auftragsaufschwung?

Die großen Sorgen um den Standort Deutschland wirken übertrieben. Gerade in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau verfügen gestandene Marktteilnehmer über hervorragendes Know-how in den Bereichen Forschung und Entwicklung wie auch in der Fertigung. Viele sind Teil etablierter Lieferketten. So dürfen viele Wettbewerber hierzulande vielmehr gar darauf hoffen, ebenfalls vom großangelegten Programm in den USA zu profitieren. Die exportstarken Branchen in Deutschland könnten vom Aufschwung einiger besonders geförderter Industrien gar profitieren.

So dürfte insbesondere der Bauboom im Bereich der Windenergie bei europäischen Spezialisten für Aufsehen und alsbald gefüllte Auftragsbücher sorgen. Diverse Zulieferer haben sich in den letzten Jahren Spezialwissen in diesem Bereich angeeignet und konnten vielversprechende Nischenpositionen besetzen. Mit dem massiven Ausbau der Kapazitäten in Nordamerika werden auch deutsche Player vom Auftragsaufschwung profitieren können. Das Subventionsprogramm der Biden-Administration wird somit auch hierzulande positive Effekte entfesseln können.

Tiefere Taschen fördern Übernahmelust

Unbestritten ist aber auch: Primäre Profiteure der Maßnahmen sind die Unternehmen in den USA. Auftrags- und Bauboom werden dazu führen, dass zeitnah hohe freie Mittel bei den Wettbewerbern in Übersee vorhanden sein werden. Dies könnte dazu führen, dass wir vermehrt Fusions- und Übernahmeaktivitäten sehen werden. Amerikanische Unternehmen werden Interesse daran haben, ihre Kontrolle über die Lieferketten ebenfalls auszubauen und das freigesetzte Kapital zu investieren.

Es scheint entsprechend sinnvoll, hier Versuche zu unternehmen, die eigenen Fertigkeiten gezielt durch Übernahmen zu ergänzen. Das Know-how deutscher Spezialisten könnte hierbei zeitnah in den Fokus rücken. Es wird spannend zu beobachten, ob der Inflation Reduction Act als Katalysator für maßgebliche Übernahmen in zentralen Bereichen fungiert.

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