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10.04.2024 | Rohstoffe | Im Fokus | Online-Artikel

Deutsche Wirtschaft immer abhängiger von asiatischen Rohstoffen

verfasst von: dpa, Christiane Köllner

3:30 Min. Lesedauer

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Fast ein Viertel aller Halbleiter kommt aus Taiwan, bei Batterien für E-Autos dominieren Einfuhren aus China – und die deutsche Wirtschaft ist zunehmend darauf angewiesen. Ist ein Kurswechsel möglich? 

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte warnt vor einer steigenden Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohstoff- und Halbleiterimporten. In den vergangenen zehn Jahren sei der Anteil der Einfuhren vor allem aus Asien rasant gewachsen, heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmens. Fast ein Viertel aller Halbleiter komme allein aus Taiwan, das Ende März von einem schweren Erdbeben getroffen wurde. Bei Batterien für E-Autos dominierten Importe aus China. Auch beim Batterie-Rohstoff Lithium sei die Volksrepublik der zweitwichtigste Lieferant nach Chile.

"Es ist höchste Zeit, hier einen Kurswechsel vorzunehmen", sagte Jürgen Sandau, für Lieferketten zuständiger Partner bei Deloitte. "Sonst drohen der deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall eines eskalierenden Taiwan-Konflikts erhebliche Abschreibungen und Verluste." Zwischen dem Inselstaat und China gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

Taiwan dominiert Chip-Geschäft

62 % der Halbleiter beziehe die deutsche Industrie aus nur fünf asiatischen Ländern, heißt es in der Studie. Der größte Teil entfalle mit 23 % auf Taiwan, dem Sitz des weltgrößten Produzenten TSMC – mit stark steigender Tendenz. Dahinter folgten mit jeweils 8 bis 13 % Anteil Malaysia, China, die Philippinen und Thailand. 

Dabei habe Deutschland gute Voraussetzungen für den Aufbau einer eigenen Chip-Produktion, sagte Sandau. Denn den wichtigsten Rohstoff Silizium beziehe die Bundesrepublik zu rund drei Vierteln aus Europa. Norwegen sei mit 58 % der mit Abstand wichtigste Lieferant, gefolgt von Frankreich mit 15 %. Die Lieferwege seien kurz, das politische Risiko der Herkunftsländer gering: "Mit Blick auf den Aufbau der Halbleiter-Produktion in Deutschland sind das aktuell gute Voraussetzungen." Weltweit werde der Silizium-Markt dagegen von China dominiert mit einem Anteil von 57 %.

China verstärkt Lithium-Lieferungen

Ganz anderes sehe es beim Batterie-Rohstoff Lithium aus. Hier sei die Abhängigkeit Deutschlands von China sogar noch größer als weltweit. Während China den Angaben zufolge global nur 7 % des Lithium-Bedarfs deckt, liegt der Anteil in Deutschland inzwischen bei 24 %. Seit 2013, als China nur 1 % des in Deutschland importierten Lithiums geliefert habe, habe sich der Anteil vervielfacht. Mit diesem rasanten Wachstum sei China im Begriff, Chile als wichtigstem Lieferanten der deutschen Industrieunternehmen den Rang abzulaufen, so Deloitte. Noch liege Chile mit 47 % zwar vorn, doch 2013 habe der Anteil noch bei 76 % gelegen. Weltweit entfielen weiter 61 % des Lithiums-Geschäfts auf das südamerikanische Land.

Sandau empfiehlt auch hier ein Gegensteuern. "Deutschland könnte zum Beispiel seine Lithiumimporte aus Argentinien deutlich steigern." Während das Land weltweit mit 17 % Marktanteil der zweitgrößte Lithium-Exporteur sei, beziehe Deutschland nur 1 % seines Bedarfs von dort. Zudem könnten einheimische Vorkommen und verstärkte Importe aus dem europäischen Ausland die Abhängigkeiten reduzieren, empfiehlt Deloitte.

China wichtigster Batterie-Lieferant

Bei Lithium-Ionen-Akkus, in denen der Rohstoff verwendet wird, liege China bereits klar vorn. 41 % der bezogenen Batterien stammten bereits aus der Volksrepublik. 2013 habe der Anteil Chinas bei nur 27 % gelegen. Fast die Hälfte des Bedarfs werde aber bereits aus Osteuropa gedeckt: 23 % der Akkus stammten aus Polen, 19 % aus Ungarn und 7 % aus Tschechien. Wegen des steigenden Bedarfs an Lithium-Ionen-Akkus für E-Autos werden in Deutschland mehrere Batteriefabriken gebaut, weitere sind in Planung.

Kobalt: Großteil der Importe aus Finnland

Bei Kobalt, das in der Akkutechnologie sowie in Legierungen und Beschichtungen der Metallindustrie gebraucht wird, sei die Risikoexposition der deutschen Industrie deutlich geringer, so die Studie. Denn mit 84 % käme der Großteil der deutschen Einfuhren aus dem risikoarmen Finnland. Eine Diversifizierung durch Importe aus den USA, dem weltweit größten Kobalt-Exporteur, sei möglich, finde bislang jedoch nicht statt.

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