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2023 | Buch

Internationale Wirtschaftsbeziehungen I

Internationaler Handel zwischen Freihandel und Protektionismus

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Über dieses Buch

Die internationalen Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich dynamisch, sie reagieren auf weltpolitische Ereignisse und nationale Entscheidungen und prägen diese mit. Dieses Buch macht die faszinierende Thematik der internationalen Handelsbeziehungen für Studierende der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften sowie für alle Interessierten überschaubarer, verständlicher und damit auch interessanter. Es zeigt Strukturen und Zusammenhänge auf und macht die vielfältigen wirtschaftlichen Verflechtungen transparent. Welthandelsbezogene Entwicklungen werden analysiert, Bedeutungszusammenhänge und Akteure sichtbar gemacht sowie aktuelle Daten und Informationen sinnvoll zugeordnet. Auch die Rolle der Entwicklungsländer in der Weltwirtschaft wird eingehend thematisiert.Auf modelltheoretische Erklärungen wird zugunsten einer eher exemplarischen Darstellungsweise verzichtet. Auf diese Weise ergänzt und erweitert das Buch den theoretischen Lehrstoff einschlägiger Standardlehrbücher zur Außenwirtschaftstheorie und -politik durch praxisbezogene Überlegungen und Beispiele. Damit eignet sich das Buch nicht nur als erste Orientierung und Einführung in das komplexe Themengebiet, sondern auch als Handbuch und Nachschlagewerk.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Welthandel und Welthandelsregionen

Frontmatter
1. Die Entwicklung des Welthandels
Zusammenfassung
Nach einer Phase der Desintegration in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg der Welthandel nach dem Zweiten Weltkrieg stark an. Im Schnitt war die jährliche Wachstumsrate des Welthandelsvolumens pro Jahr fast doppelt so hoch wie die des realen Weltsozialprodukts (World GDP). So wurden 2020 weltweit Güter und Dienstleistungen im Wert von etwa 85 Bio US$ hergestellt, während sich der gesamte internationale Handel (Sachgüter und Dienstleistungen) auf knapp 22 Bio US$ belief. Damit wurden 2020 etwa 25 % der weltweit erzeugten Güter und Dienstleistungen grenzüberschreitend gehandelt. Während der verschiedenen weltweiten Wirtschaftskrisen seit Anfang der 1980er-Jahre brach der Welthandel erheblich ein, stieg aber in den Folgejahren schnell wieder an. Lange Zeit dominierten die Industrieländer Europas und Nordamerikas sowie Japan den Welthandel. 2003 entfielen 25 % des Welthandels auf die drei Länder Deutschland, Japan und die USA. Inzwischen ist China die wichtigste Exportnation und dominiert mit 15 % aller Exporte den Welthandel. Zusammengenommen entfallen auf Europa, Asien und Nordamerika 85 % aller Weltexporte. Die drei größten Handelsnationen (China, USA, Deutschland) bestreiten allein etwa 30 % des gesamten Welthandels.
Eckart Koch
2. Der deutsche Außenhandel
Zusammenfassung
Deutschland ist eine der erfolgreichsten Exportnationen der Welt. Seit fast 50 Jahren liegt sie in der internationalen Rangliste der Exporteure auf einem der ersten Plätze. In den letzten Jahren belegte sie einen stabilen dritten Platz nach China und den USA mit großem Abstand vor Japan. Der Weltmarktanteil der deutschen Exporte schwankte in den vergangenen Jahren meist um 8 %. Ein wichtiges Instrument im internationalen Wettbewerb ist hierbei die Herkunftsbezeichnung Made in Germany. Die deutschen Güterexporte steigen mit wenigen Ausnahmen kontinuierlich an und lagen 2021 bei über 1,4 Bio Euro. Die Exportquote, Güterexporte und Dienstleistungen, lag 2021 bei über 47 % bezogen auf das deutsche Bruttonationalprodukt (BNP). Dies ist einerseits ein Beleg für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, bedeutet aber andererseits auch eine extrem hohe Abhängigkeit vom Ausland. Mit einem Anstieg der Ausfuhren geht i. d. R. auch ein Anstieg der Importe einher. Trotzdem weist die deutsche Handelsbilanz seit den 1950er-Jahren konstante Überschüsse auf, die derzeit oberhalb von 100 Mrd Euro p.a. liegen.
Eckart Koch
3. Regionale Schwerpunkte des Welthandels
Zusammenfassung
Parallel zu der weltweiten Verflechtung der Volkswirtschaften, der Globalisierung, ist eine Tendenz zur regionalen Verdichtung, zur Regionalisierung, zu beobachten. Die einfachste Form der Regionalintegration ist die Freihandelszone (FTA), durch die schrittweise Zölle und andere Handelsbeschränkungen beseitigt werden sollen. Die Vielzahl der Integrationsvorhaben in anderen Weltregionen, etwa ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre, sind zu einem Teil als Reaktion auf den Zusammenschluss der europäischen Staaten zur Europäischen Union (EU) zu verstehen. Aber auch die EU selbst baut das Netz ihrer Wirtschaftsbeziehungen durch unterschiedliche Abkommen mit einer Vielzahl von Ländern und Ländergruppen innerhalb Europas sowie mit Amerika, Asien und Afrika aus. Beispiele für wichtige regionale Zusammenschlüsse sind in Asien die Association of South-East Asian Nations (ASEAN) mit 10 Mitgliedsländern, die erst 2020 gegründete Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) mit 15 Mitgliedsstaaten und die South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) mit 7 Mitgliedsländern in Südasien, in Nordamerika das Dreierbündnis USMCA, in Südamerika der Mercosur mit 4 Mitgliedern und mehreren assoziierten Mitgliedern und in Afrika die African Union (AU), der alle 55 Staaten Afrikas angehören. Ost- und Südostasien ist die wirtschaftlich dynamischste Region der Welt. Dies zeigt sich an dem starken Anstieg des inter-kontinentalen Handels mit Asien sowie der stark gewachsenen Bedeutung des Intra-Asien-Handels.
Eckart Koch

Begründung und Beurteilung von Außenhandelsbeziehungen

Frontmatter
4. Gründe für Außenhandelsbeziehungen
Zusammenfassung
Außenhandel umfasst Ex- und Importbeziehungen. Güter werden importiert, um die Versorgung der Bevölkerung bzw. die Produktionsvoraussetzungen zu verbessern, da die betreffenden Waren im Inland nicht oder nur teurer produziert werden können. Güter sind entweder absolut oder nicht in ausreichender Menge oder Qualität verfügbar, weil nicht genügend Produktionsfaktoren vorhanden sind oder deren Einsatz – häufig durch äußere Einflüsse – gestört ist oder inländische Nachfrager ziehen ausländische Produkte aus subjektiven Überlegungen vor. Vielfach haben ausländische Produkte auch komparative oder sogar absolute Kostenvorteile. Der größte Teil des Welthandels entfällt heute jedoch aufgrund der immer stärkeren Spezialisierung und Arbeitsteilung der Produzenten weltweit auf intra-industriellen Handel. Aus volkswirtschaftlicher Sicht werden Exporte getätigt, um Währungsreserven zu erwirtschaften und Importe zu finanzieren. Sie erhöhen das Wirtschaftswachstum, tragen zur Beschäftigungssicherung bei und generieren zusätzliche Steuereinnahmen. Unternehmen vergrößern durch Exporte ihre Umsatz- und Gewinnmöglichkeiten, realisieren Massenproduktionseffekte und versuchen ihren Weltmarktanteil zu steigern.
Eckart Koch
5. Beurteilung von Außenhandelsbeziehungen
Zusammenfassung
Außenhandelsbeziehungen haben Auswirkungen auf die beteiligten Staaten, sowie auf die sozialen Gruppen in den betreffenden Ländern, wie Unternehmer, Konsumenten und Arbeitnehmer. Vorteile haben Konsumenten in den Importländern, aufgrund der besseren Verfügbarkeit von Waren und tendenziell sinkender Güterpreise sowie Produzenten und Arbeitnehmer im Exportland, die meist Gewinn- und Einkommenssteigerungen realisieren können. Nachteile können für Produzenten und Arbeitnehmer in den Importländern entstehen, etwa in Form einer möglichen Verringerung der Einkommen infolge gesunkener Wettbewerbsfähigkeit oder für Nachfrager nach Exportprodukten in den Exportländern, die möglicherweise steigende Preise infolge tendenzieller Knappheiten für diese Produkte hinnehmen müssen. Importe und Exporte können zu Abhängigkeiten führen: Die Reduzierung bestimmter Produktionen im Inland und der daraus entstehende Importzwang oder die Notwendigkeit, die erforderlichen Devisen durch Exporte erwirtschaften zu müssen, erhöhen die Abhängigkeit von anderen Ländern. Während sich Exportabhängigkeit vor allem in einer verstärkten Berücksichtigung der Interessen und der ökonomischen Situation der Empfängerländer niederschlägt, kann Importabhängigkeit zu einem ökonomisch-politischen Wohlverhalten gegenüber den Lieferanten von benötigter Technologie oder von Rohstoffen führen.
Eckart Koch

Nationale Handelspolitik

Frontmatter
6. Importpolitik
Zusammenfassung
Während sich ein freihandelsorientiertes Land dem freien internationalen Wettbewerb stellt, bei dem sich seine Wirtschaft laufend den Anforderungen der Weltwirtschaft anpassen muss, entzieht sich ein protektionistisches Land ganz oder teilweise dem internationalen Wettbewerb. Auf diese Weise können vorübergehend Arbeitsplätze erhalten werden oder sich hinter dem Schutzschild der außenwirtschaftlichen Protektion neue Produktionszweige entwickeln. Andererseits entzieht sich das Land dadurch dem internationalen Wettbewerb mit dem Risiko, dass sich langfristig eine Schlechterversorgung einstellt und auf Dauer eine größere Anzahl von Arbeitsplätzen gefährdet ist. Protektionismus umfasst auf nationaler Ebene u. a. tarifäre Protektion (Zölle) und nicht-tarifäre Handelshemmnisse (NTH), wie Mengenbeschränkungen für Importe, neue nationale Standards, sowie eine gezielte direkte Exportförderung zur Verbesserung der nationalen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Importprodukten.
Eckart Koch
7. Exportpolitik
Zusammenfassung
Exportgeschäfte weisen Besonderheiten auf und unterliegen speziellen ökonomischen Risiken, die zu Rentabilitäts- und Liquiditätsproblemen führen können und sie von Inlandsgeschäften deutlich unterscheiden. Diese Risiken müssen erkannt werden und es muss Möglichkeiten geben, sich dagegen abzusichern. Staatliche Exportpolitik versucht, dies zu leisten und zudem die Marktbedingungen so zu beeinflussen, dass sich Wettbewerbsvorteile für einheimische Produzenten ergeben. Staatliche Exportfördermaßnahmen können sich zum einen auf eine allgemeine Verbesserung der inländischen Rahmenbedingungen beziehen oder sie fördern Exportunternehmen direkt durch Informationen über Exportmärkte, Maßnahmen zur Exportanbahnung, wie etwa Unterstützung bei Messen und bei der Durchführung von Exportgeschäften durch die Übernahme von Zahlungsrisiken. In Deutschland werden diese Aufgaben u. a. durch den Auswärtigen Dienst, Außenhandelskammern (AHKs) und Germany Trade & Invest (GTAI) wahrgenommen. In anderen Ländern stehen zur Exportförderung weitere Maßnahmen wie Exportsubventionen, Exportfinanzierungen oder Sonderwirtschaftszonen zur Verfügung.
Eckart Koch

Internationale Handels- und Wettbewerbspolitik und Entwicklungsländer

Frontmatter
8. Internationale Handelspolitik
Zusammenfassung
Der Welthandel der letzten 200 Jahre ist durch eine Abfolge von Liberalisierungs- und Protektionismus-Phasen gekennzeichnet. Mit dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) begann nach dem zweiten Weltkrieg eine Phase der Handelsliberalisierung. In acht Handelsrunden wurden die Zölle weltweit gesenkt. Zudem vereinbarten die Mitglieder die Grundsätze der Nichtdiskriminierung und der Reziprozität, also sich gegenseitig gleichgewichtige Handelszugeständnisse einzuräumen. In der Mitte der 1990er-Jahre abgeschlossenen Uruguay-Runde wurden zudem Rahmenabkommen zum internationalen Dienstleistungshandel (GATS), zum Schutz geistiger Eigentumsrechte (TRIPs) sowie zum Schutz handelsbezogener Investitionen (TRIMs) ausgehandelt. Zudem wurden 1995 die Aufgaben des GATT-Sekretariats von der neu gegründeten World Trade Organization (WTO) übernommen, die seitdem die weltweit zuständige Institution für eine regelbasierte Welthandelspolitik ist. Die erste Welthandelsrunde unter der Leitung der WTO, die Doha-Runde, konnte allerdings vor allem aufgrund interner Differenzen zwischen den Mitgliedern bis heute noch nicht abgeschlossen werden. Trotzdem konnten mehrere multilaterale und plurilaterale Abkommen, u. a. zum Abbau technischer Handelsbarrieren und zum internationalen Agrarhandel erfolgreich beendet werden.
Eckart Koch
9. Elemente einer internationalen Wettbewerbsordnung
Zusammenfassung
Die Akteure des internationalen Handels benötigen möglichst eindeutige und transparente Regelungen und ein Umfeld, in dem für alle Beteiligten faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Die internationale Handelsordnung sollte also flankiert werden von einer internationalen Wettbewerbsordnung. Zum einen sollte diese international vereinbarte Wettbewerbsregeln für Unternehmen bereitstellen, mit denen der Missbrauch von Unternehmensmacht verhindert werden kann. Zudem sollten Wettbewerbsregeln für Staaten vereinbart werden, die diese auf eine faire und transparente Politik gegenüber ausländischen Unternehmen verpflichten. Diese Regelungen gibt es bisher erst ansatzweise. Die jeweiligen nationalen Regelungsniveaus haben einen erheblichen Einfluss auf die Produktionskosten und damit auf die Exportpreise und die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder. Niedrige Standards bewirken niedrigere Kostenniveaus und führen zu Wettbewerbsvorteilen für das betreffende Land und die dort erzeugten Produkte. Neben Mindestanforderungen an das nationale Wettbewerbsrecht sollten daher ökologische und soziale Mindeststandards vereinbart werden, um eine wettbewerbsschädigende Zunahme von Öko- und Sozial-Dumping zu vermeiden.
Eckart Koch
10. Die Entwicklungsländer im Welthandel
Zusammenfassung
Die Weltbank unterscheidet vier Ländergruppen, von denen die Low und Middle Income Countries als Entwicklungsländer bezeichnet werden, einige dieser Länder sind Schwellenländer andere werden nach bestimmten Kriterien als Least Developed Countries (LDCs) kategorisiert. Der Anteil der Entwicklungsländer (ohne China) am Welthandel schwankt um 25 %, wobei der der größte Anteil hiervon auf nur wenige Schwellenländer entfällt. Der Welthandelsanteil der derzeit 46 LDCs liegt stabil bei unter 1 %. Knapp die Hälfte der Exporte der meisten Entwicklungsländer entfällt auf den primären Sektor, in der Regel auf wenige unverarbeitete Rohstoffe. Die Exporterlöse sind damit von den zum Teil stark schwankenden Preisen für Rohstoffe abhängig. Neben der UN Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) vertritt u. a. die Gruppe der 77 die Interessen der Entwicklungsländer in internationalen Organisationen. Nur wenige ost- und südostasiatische Länder verfolgten eine fertigwarenorientierte Exportstrategie, die ihnen rasche Entwicklungsfortschritte ermöglichte. Die meisten anderen Länder profitieren von Zollpräferenzabkommen oder – als afrikanische, karibische, pazifische Staaten (AKP-Staaten) – von Handels- und Entwicklungsabkommen mit der EU. Schließlich sollen Entwicklungsfortschritte auch durch die Agenda 2030 mit insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) erreicht werden.
Eckart Koch
Metadaten
Titel
Internationale Wirtschaftsbeziehungen I
verfasst von
Eckart Koch
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-40069-9
Print ISBN
978-3-658-40068-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40069-9

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