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23.06.2023 | Batterie | Schwerpunkt | Online-Artikel

EU gerät im Wettlauf um Batterien ins Hintertreffen

verfasst von: Christiane Köllner

4:30 Min. Lesedauer

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Die EU hinkt bei der Batterieherstellung hinterher. Vor allem China und die USA führen den Batteriewettlauf an. Sie besitzen die Rohstoffe und setzen stark auf die Förderung der Batterieindustrie. 

Trotz der Anstrengungen, die Batterieindustrie in Europa anzukurbeln, droht die Europäische Union (EU) im Wettlauf um eine Führungsposition bei der Batterieherstellung zurückzufallen, wie aus einem Bericht des europäischen Rechnungshofs hervorgeht. Demnach könne die europäische Batterieindustrie im globalen Wettbewerb nicht Schritt halten – vor allem mit China, auf das 76 % der weltweiten Produktionskapazität entfielen. Batterien seien vor dem Hintergrund des Verbrenner-Verbots bis 2035 von großer strategischer Bedeutung für die EU, so die Prüfer.

Gelingt es nicht, die Produktionskapazität für Batterien in der EU hochzufahren, drohen laut den Prüfern zwei Szenarien: Entweder verfehle die EU ihre Klimaziele, da Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor erst nach 2035 verboten werden könnten, oder es müssten Elektrofahrzeuge und/oder Batterien aus Drittstaaten importiert werden. 

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Engpässe trotz Potenzial

Grundsätzlich fällen die Prüfer aber kein schlechtes Urteil über die EU-Industriepolitik für Batterien. So seien die wichtigsten Punkte des 2018 veröffentlichenden, strategischen Aktionsplans der EU zur Unterstützung des Sektors weitgehend umgesetzt worden. Diese bezögen sich auf eine strategische Führungsposition, Gesetze und Finanzierung. Auch habe die Batterieproduktionskapazität in der EU das Potenzial, von 44 GWh im Jahr 2020 auf 1.200 GWh im Jahr 2030 zu wachsen. Jedoch könne die Entwicklung durch geopolitische und wirtschaftliche Faktoren gefährdet werden.

"Die EU darf im Batteriebereich nicht in Abhängigkeit geraten, so wie es beim Erdgas der Fall gewesen ist – ihre wirtschaftliche Souveränität steht auf dem Spiel", so Annemie Turtelboom, das für die Prüfung zuständige Mitglied des europäischen Rechnungshofs. "Mit der Absicht, den Verkauf neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge bis 2035 einzustellen, setzt die EU ganz klar auf Batterien. Was den Zugang zu Rohstoffen, die Attraktivität für Investoren und die Kosten betrifft, befindet sie sich jedoch möglicherweise in einer Position der Schwäche." Genau diese drei Faktoren sollen Europa ausbremsen.

Steigende Kosten, harter Wettbewerb und schwieriger Rohstoffzugang

Harter weltweiter Wettbewerb: Batteriehersteller könnten aus der EU in andere Regionen abwandern – insbesondere in die USA, wo sich ihnen starke Anreize böten. So sieht der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA hohe Steueranreize für Elektroautos, Batterien und erneuerbare Energien vor. Im Gegensatz zur EU subventionierten die USA die Gewinnung von Mineralien und die Herstellung von Batterien direkt, so die Prüfer. Dies gelte auch für den Kauf von Elektrofahrzeugen, die im Inland mit amerikanischen Komponenten hergestellt würden. 

Schwieriger Zugang zu Rohstoffen: Zudem sei die EU in hohem Maße von Rohstoffeinfuhren abhängig – hauptsächlich aus einigen wenigen Ländern, mit denen es keine Handelsabkommen gebe. So stammten 87 % seiner Rohlithium-Importe aus Australien, 80 % der Mangan-Importe aus Südafrika und Gabun, 68 % der Einfuhren von Rohkobalt aus der Demokratischen Republik Kongo und 40 % der Einfuhren von natürlichem Rohgraphit aus China. Zwar verfüge Europa über einige Vorkommen, so die Prüfer, doch würden für ihre Erschließung mindestens 12 bis 16 Jahre benötigt, sodass die steigende Nachfrage nicht schnell gedeckt werden könne. Die derzeitigen Lieferverträge sicherten die Versorgung mit Rohstoffen in der Regel jedoch nur für die Produktion der bevorstehenden zwei oder drei Jahre. 

Steigende Kosten: Darüber hinaus könne die Wettbewerbsfähigkeit der Batterieproduktion in der EU durch steigende Rohstoff- und Energiepreise gefährdet werden. Ende 2020 seien die Kosten für einen Batteriesatz (200 Euro pro kWh) mehr als doppelt so hoch gewesen wie geplant. Allein in den letzten beiden Jahren sei der Preis für Nickel um mehr als 70 % und der für Lithium um 870 % gestiegen.

EU Critical Raw Materials Act und EU-Batterieverordnung

Um die Versorgung mit wichtigen, aber als kritisch eingestuften Rohstoffen zu verbessern, hat die Europäische Kommission im März dieses Jahres ein Gesetz zu kritischen Rohstoffen ("Critical Raw Materials Act", CRMA) vorgeschlagen. Der Verordnungsvorschlag soll unter anderem die EU-Importe von strategischen Rohstoffen diversifizieren, um Abhängigkeiten zu verringern, wie auch Peter Kurth, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), im Interview "Rohstoffsicherheit schafft die Basis für Nachhaltigkeit" aus der Nachhaltigen Industrie 2-2023 erläutert. Daneben hat das EU-Parlament am 14. Juni die EU-Batterieverordnung verabschiedet, die dem Mangel an einheimischen kritischen Rohstoffen in Europa teilweise entgegenwirken soll. Damit werden neue Vorschriften für die Gestaltung, Herstellung und das Recycling aller in der EU verkauften Batterien erlassen.

Das Gesetz zu kritischen Rohstoffen wird vom europäischen Rechnungshof goutiert. Jedoch üben die Prüfer auch Kritik an der EU-Kommission. So habe sie keinen Gesamtüberblick über die öffentliche Förderung für die Industrie. Dies behindere eine gut abgestimmte Koordinierung und Ausrichtung. Zudem fehle es an klaren Zielen für die Batterieproduktion. In der derzeitigen Strategie der EU werde nicht berücksichtigt, ob die hiesige Batterieindustrie in der Lage sei, die Batterienachfrage zu decken. 

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