Feststoffgeschmierte Wälzlager werden überall dort eingesetzt, wo äußere Bedingungen oder besondere Anforderungen den Einsatz von konventionell geschmierten Lagern unmöglich machen. Wälzlager, wie sie beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, Medizintechnik oder Raumfahrt verwendet werden, müssen dabei sehr hohen Temperaturen widerstehen. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass im All ein Hochvakuum vorherrscht. Da konventionelle Schmierstoffe sowohl bei hohen Temperaturen eindicken oder sich zersetzen, als auch im Hochvakuum verdampfen, ist der Einsatz von feststoffgeschmierten Lagern an dieser Stelle unumgänglich [
1]. Das Ende der Gebrauchsdauer feststoffgeschmierter Wälzlager wird im Allgemeinen nicht, wie im Falle fluidgeschmierter Lager, durch ein Versagen der Lager in Folge von Materialermüdung, sondern bereits früher durch das Aufbrauchen des zur Verfügung stehenden Festschmierstoffes bestimmt [
2]. Dabei führt vornehmlich der Verschleiß der Lagerlaufbahnen zu wachsenden Ausrichtungsfehlern, lange bevor eine kritische Materialermüdung erreicht wird [
3]. Neben der initialen Beschichtung der im Reibkontakt befindlichen Lagerkomponenten besteht die Möglichkeit, den Käfig des Wälzlagers als Schmierstoffdepot zu nutzen. Hierbei werden der gesamte Käfig, oder Teile davon, aus einem schmierwirksamen Material gefertigt, welches durch Kontakt mit den Wälzkörpern abgetragen und somit von diesen auf die Laufbahnen transportiert wird. Durch diesen Stofftransport entsteht eine reibungsmindernde Triboschicht. Rüblinger hat in diesem Zusammenhang Käfige aus verschiedenen Materialien untersucht [
4]. Aufbauend auf dieser Arbeit hat Reinwald einen sogenannten Federsegmentkäfig entwickelt, welcher eine Nachschmierung des Lagers mit definierter Kontaktkraft ermöglicht, sowie thermische Dehnungen ausgleicht und die Laufruhe des Lagers verbessert. Eine Ringfeder presst hierbei den, in einzelne Segmente aufgeteilten, Käfig auf den Bord des Innenringes [
5]. Bozkurt führte mit diesem Käfig Untersuchungen durch und wies nach, dass ein mit Molybdändisulfid (MoS
2) dotierter Käfig zu einer Erhöhung der Lebensdauer führt, wodurch die Transferwirkung des Schmierstoffes vom Käfig in den Reibkontakt bestätigt wurde [
6]. Die nächste Weiterentwicklung des Käfigs führte Wohlgemuth durch, welcher einen Käfig entwickelte, in welchem die Kontaktkraft von Käfigsegment und Wälzkörper durch eine im Käfigsegment vorhandene Feder aufgebracht wird [
7]. Dieses Design wurde von Marquart weiter optimiert, dessen Käfig die bruchanfällige, nicht schmierwirksame Kunststoffstruktur durch eine Messingstruktur ersetzte. Jedoch wurde vereinfachend auf den Einsatz von Federn verzichtet [
8]. Pörsch optimierte wiederum den von Marquart entwickelten Käfig hinsichtlich des Montage- und Fertigungsaufwandes durch Zusammenfassen der Messingkomponenten in einem Bauteil und untersuchte die Verschleißmechanismen innerhalb dieses Lagersystems [
9]. Die anschließenden Untersuchungen von Dahiwal stellten den Verschleiß der Käfigtaschen an sich in den Fokus [
10]. Marquart, Pörsch und Dahiwal führten dabei Versuche mit den jeweiligen Lagervarianten am gleichen Prüfaufbau durch [
8‐
10]. Die Verschleißwerte dieses Prüfaufbaus wiesen eine hohe Streuung auf. In diesem Beitrag wird eine Weiterentwicklung dieses Aufbaus vorgestellt und erste Versuchsergebnisse des weiterentwickelten Aufbaus vorgestellt. Es wird gezeigt, inwieweit der neue Aufbau eine Reduzierung der Streuung des Verschleißes innerhalb der Lager erzielt. Es wird insbesondere der Verschleiß der Käfigtaschen hinsichtlich Ursache und Störeinflüssen untersucht. Zudem wird die Trocknung der Käfigtaschen, deren Wasseraufnahme, sowie die Differenzierung von Führungsverschleiß an den Käfigtaschen durch Wälzkörper und Innenring beschrieben. Weiterhin wird der Einfluss des Hochvakuums und der Betriebstemperatur von 300 °C auf die Messinggrundstruktur des Käfigs, sowie die durch die hohe Temperatur auftretende Maßänderung der Lagerringe beschrieben. Aufbauend auf den Erkenntnissen von Marquart, Pörsch und Dahiwal, sind die hier beschriebenen Untersuchungen Teil einer Bemühung die Stoffströme sowohl zwischen den Lagerkomponenten selbst, als auch zwischen Lager und Umgebung zu identifizieren. Aus diesen abgeleitete Transferfaktoren sollen in ein verbessertes Modell zur Bestimmung der Lebensdauer feststoffgeschmierter Lager einfließen.