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15.03.2021 | Sport Utility Vehicle | Fahrbericht + Test | Online-Artikel

Volvo startet mit dem Elektro-XC40 ins BEV-Zeitalter

6 Min. Lesedauer

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Autor: Redaktion

Volvo bringt als erstes batterieelektrisches Modell den XC40 Recharge Pure Electric auf den Markt. Springer Professional ist den Kompakt-SUV als P8 AWD schon gefahren. Vor allem eine Neuerung überzeugt, die nichts mit dem E-Antrieb zu tun hat.

Der erste rein elektrische Pkw von Volvo soll für die Schweden zum Gamechanger werden. Der Volvo XC40 Recharge P8 Pure Electric ist der Beginn der vollständigen Elektrifizerung der Flotte. In Zukunft wird Volvo Cars ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge setzen. Die erste Etappe ist bis 2025 ausgelegt, dann will Volvo fünf Modelle als BEVs im Markt haben. Volvo sieht diese Strategie als die richtige für Pkw-Mobilität der Zukunft an und hat zur Untermauerung gerade eine hauseigenen Untersuchung veröffentlicht, in der die auf einer kompletten Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assesment, LCA) basierende Ökobilanz des neuen XC40 Recharge P8 AWD gezeigt wird. Bei einer Verwendung von Strom aus regenerativen Energien soll das Elektro-SUV schon nach 47.000 Kilometern Laufleistung weniger CO2 emittieren als die XC40-Version mit Ottomotor.

Bilanzen und Annahmen sind schön und gut. Was die potenziellen Kunden eher interessieren wird, sind Alltagstauglichkeit, Leistung, Reichweite, Fahr- und Ladeverhalten des Kompakt-Premium-SUVs. Springer Professional ist den XC40 Recharge P8 AWD schon gefahren und konnte sich ein erstes Urteil bilden.

Wichtigste Neuerung neben dem Antrieb: Google!

Äußerlich ist außer der geschlossenen Front (statt Kühlergrill) und P8-Badge auf der Kofferraumklappe kein Unterschied zum XC40 mit Verbrenner zu erkennen. Unter der Fronthaube sieht es da schon anders aus: Statt einem Motorraum findet sich zusätzlicher Stauraum für etwas Gepäck oder Ladekabel. Der Fahrgastraum ist Volvo-typisch. Hochwertige Verarbeitung und auf den ersten Blick die bekannten Bedienelemente am Lenkrad und ein bekanntes Infotainment-Zentralmodul im Hochformat fallen ins Auge. Genau hier hat Volvo allerdings die neben dem Antrieb wohl wichtigste Neuerung untergebracht: Während man gar keinen Start-Stopp-Schalter mehr findet und das Fahrzeug allein durch das Platznehmen auf dem Fahrersitz in den Betriebsmodus schaltet, scheint zunächst die Benutzeroberfläche des großen Displays die gleiche wie bei den größeren Volvo-Modellen bisher zu sein. Das täuscht! Erstmals steuert das Google-Betriebssystem Android Automotive die Fahrzeug- und Infotainmentfunktionen. Nach dem Polestar 2 ist der XC40 Recharge P8 AWD das zweite Fahrzeug mit dem Google-OS auf dem Markt.

Gleichzeitig wurde die Menüführung stark vereinfacht und die Komplexität mit den unzähligen Einstellungsmöglichkeiten aus bisherigen Volvo-Modellen aufgelöst. Man habe das Benutzerverhalten analysiert und den Großteil der Funktionen aus dem Menü entfernt, heißt es von Volvo. Für unsere Redaktion war die umständliche Benutzerführung mit hohem Ablenkungspotenzial für den Fahrer stets der größte Kritikpunkt an den Volvo-Fahrzeugen der vergangenen Jahre. Mit dieser neuen Lösung schaffen die Schweden dieses Manko endlich aus der Welt.

Over-The-Air-Updates vereinfachen Problemlösung

Die tiefe Vernetzung im Fahrzeug des Betriebssystems macht eine Bedienbarkeit über den Spachassistenten Google Assistant möglich, auch wenn viele theoretisch mögliche Funktionen aus Sicherheitsgründen nicht ansteuerbar sind und Google selbst an einigen Stellen noch nachsteuern muss. Der Assistent ist noch nicht ganz für seinen Einsatzort im Fahrzeug trainiert, meint man. Doch zum einen arbeitet der Google Assistant in der Cloud und zum anderen sind im E-XC40 erstmals Over-The-Air-Updates der Fahrzeugsoftware möglich. So ist zu erwarten, dass eventuelle Probleme schnell und unkompliziert "über Nacht" behoben werden.

Unter der Haube sieht man ja nicht viel außer einem "Frunk". Doch die Technik darunter hat es in sich. Im Unterboden ist die Batterie mit einer Kapazität von 78 kWh (Netto: 75 kWh) verbaut, eingezogen in einen Rahmen zum Crash-Schutz, der mit einer Metallkonstruktion als Knautschzone bis an die Fahrzeugfront erweitert ist – als Ersatz für die Crashenergie-absorbierende Funktion eines Verbrennungsmotors im Falles eines Aufpralls. Die Zellen der Batterie stammen von LG Chem (beim europäischen Modell). An der Vorder- und an der Hinterachse sitzen beim P8 AWD je ein Elektromotor von Valeo Siemens mit 150 kW Leistung (300 kW Systemleistung), die ein Gesamtdrehmoment von 660 Nm auf die Achsen bringen. Gebaut wird das Fahrzeug in Gent in Belgien auf der Geely-Konzernplattform CMA.

Bis zu 640 kg Mehrgewicht 

Der Elektro-XC40 wiegt mit 2.220 kg Leergewicht 640 kg mehr als der T2 mit seinem 1,5-l-Ottomotor (Frontantrieb), 450 kg mehr als der B5-Mild-Hybrid (Allrad) und noch über 400 kg mehr als die Plug-in-Hybrid-Varianten T4/T5 Recharge. Etwa 300 kg davon fallen allein auf die Batterie. Das zusätzliche Gewicht spürt man im Fahrverhalten erstaunlicherweise kaum. Die Leistung und das direkt verfügbare Drehmoment der E-Maschinen sind so groß, dass sie den P8 im Nu aus jeder Situation beschleunigen (Herstellerangabe: 4,9 Sekunden 0-100 km/h). Zudem arbeitet das Fahrwerk in Verbindung mit dem tiefen Schwerpunkt und der punktgenauen Antriebssteuerung sowohl in schnellen, engen Kurven sehr zuverlässig als auch auf unebenen, schlechten Straßen und Wegen. Die wirkliche Offroad-Fähigkeit des Allradlers konnten wir in unserem ersten kurzen Test noch nicht bewerten.

Auch das Ladeverhalten müssen wir uns noch einmal genauer anschauen. Bis zu 150 kW Ladeleistung an einer entsprechenden Gleichstrom-Ladesäule soll der XC40 mit seiner 400-V-Technologie aufbringen. Damit soll das Laden von 0 auf 80 Prozent State of Charge laut Volvo in 40 min möglich sein. Der On-Boad-Charger für Wechselstromanschlüsse kann 11 kW Ladeleistung verarbeiten.

Realistische Reichweite beträgt etwa die 340 km

Was wir zumindest aus der Momentaufnahme heraus bewerten können, ist die Reichweite: Die WLTP-Zyklusangaben betragen 400 bis 418 km Reichweite mit vollgeladener Batterie und einen Stromverbrauch von 22 kWh/100 km. Auf unserer Testfahrt mit kombinierten Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten hat uns das Fahrzeug einen Durchschnittsverbrauch von 21,2 kWh/100 km angezeigt. Die Reichweite mit 98 % SoC am Start hätte bei rund 340 Kilometern gelegen. Übrigens: Im digitalen Fahrerinformationssystem hinter dem Lenkrad zeigt der Volvo die Restreichweite nicht an. Nur den SoC in Prozent. Lediglich ab einem Ladestand von unter 20 % wird die Restreichweite angezeigt. Das soll laut Volvo den menschlichen Faktor Reichweitenangst möglichst ausblenden. Wenn man dennoch wissen möchte, wie weit man noch unterwegs sein kann, hilft aber auch der Google Assistant weiter: Einfach fragen!

Fazit

In unserer ersten Testfahrt im neuen Volvo XC40 Recharge P8 AWD überzeugt der elektrische Kompakt-SUV. Die Leistung und das Fahrverhalten sind gut. Positiv überrascht uns das abgespeckte, übersichtliche Bedienkonzept des Google-Betriebssystems, auch wenn hier noch ein wenig an den Stellschrauben zu drehen ist, was dank Cloud und OTA-Updates machbar sein sollte. Interessant könnten auch noch folgende Batterie- und Antriebskombinationen mit einer weiteren Batteriegröße und Einachs-Antrieben werden. Für das Modelljahr 2022 hat Volvo einen Preis von deutlich unter 60.000 Euro angekündigt. Einen definitiven Listenpreis für das 2021er Modelljahr, dessen Produktionskapazität in Gent nahezu voll ausgereizt sei, gibt es noch nicht.

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